Reisebericht vom 02. bis 03.02.2008

Ostafrika >>

Nach einer Fahrt über 18 Kilometer auf Geröllstrassen als Beifahrer auf einem Moped erreichte ich die Grenze zu Ruanda. Auf der anderen Seite stellte ich nach dem problemlosen Grenzübergang fest, dass eine Verständigung in Ruanda nicht so einfach wie in Uganda ist. Hier spricht man vornehmlich die Landessprache Kinyarwanda und etwas Französisch oder Englisch. Mit dem Bus bin ich nach Ruhengeri und dann weiter in die Landeshauptstadt Kigali gefahren.

 

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"Do you speak english?"

 

Ruanda wird auch das Land der tausend Hügel bezeichnet. Es war von 1884 bis 1918 Teil Deutsch-Ostafrikas. Nach dem ersten Weltkrieg hat Belgien das Mandat für das Land erhalten und 1962 in die Unabhängigkeit entlassen. In Ruanda lebten ursprünglich Ackerbau betreibende Hutus. Im 14. Jahrhundert zogen halbnomadische Tutsi in das Gebiet und errichteten nach Unterwerfung der Hutu ein  Feudalssystem ein. Die viele Jahrhunderte andauernde Unterdrückung führte nach der Unabhängigkeit zu mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen und Vertreibungen und schließlich im April 1994 zu dem fürchterlichen Völkermord, bei dem fast eine Million Tutsi und gemäßigte Hutu von Hutu-Milizen ermordet worden sind.

Die ersten Tage habe ich in Kigali verbracht und mehrere Stadtrundfahrten mit dem Moto Boda-Boda unternommen. Da unser Bundespräsident Horst Köhler in wenigen Tagen und der amerikanische Präsident George W. Bush Ende Februar in der Hauptstadt erwartet wurden, habe ich mir auch die Botschaften der Länder angesehen und auch hier festgestellt, dass unsere Botschaft wie in vielen anderen Ländern den Charme eines Einfamilienhauses hat.

 

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Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Kigali/Ruanda

 

 

 

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Botschaft der USA in Kigali/Ruanda
Eröffnung im Februar 2008 durch Präsident George W. Bush

 

 

Von Kigali bin ich in den Süden gefahren und habe zwei beeindruckende Gedenkstätten des Genozids aufgesucht. In der katholischen Kirche von Ntarama wurden am 15. April 1994 ca. 5.000 Tutsi, vorwiegend Frauen, alte Menschen und Kinder erschlagen, in Nyamata waren es über 20.000 Tote.

 

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Von Kindern in Ntarama/Ruanda umringt 

 

In der etwa 200 Kilometer entfernten Stadt Butare besuchte ich das Nationalmuseum, das einen guten naturkundlichen, kulturellen und ethnologischen Überblick des Landes vermittelt. 1988 wurde es von der ehemaligen Kolonialmacht Belgien anläßlich des 25-jährigen Jubiläums dem Volk von Ruanda geschenkt.

Im Anschluss daran bin ich nach Gikongoro gefahren, wo im April 1994 ca. 50.000 Tutsi in einer technischen Hochschule von den Hutu-Milizen ermordet worden sind. Mit mehreren jungen Menschen habe ich über die damaligen Vorfälle gesprochen und von ihnen gehört, dass sie über den Völkermord sehr traurig sind und heute zwischen den Volksgruppen keine Unterschiede mehr bestehen. Meine Frage nach ihrer Volksgruppenzugehörigkeit bliebt unbeantwortet. Bleibt zu hoffen, dass ihr Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben für immer in Erfüllung gehen wird.

 

 

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Begräbnisstätte für 50.000 Tote in Gikongoro/Ruanda

 

 

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