Reisebericht vom 17.01. bis 19.01.2008

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Immer das gleiche: Aushandeln des Fahrpreises, Warten bis der Bus bis auf den letzten Platz gefüllt ist und irgendwann die Abfahrt. Neben dem Gedränge in den Fahrzeugen bleibt der Staub und Dreck in unschöner Erinnerung. Mein Rucksack ist jedesmal in Rot vom Staub gefärbt, wenn er aus dem Gepäckfach herauskommt. In Masaka habe ich mich mit John Hopekins verabredet. Nach einigen Telefonaten mit dem Handy finde ich ihn in seinem kleinen Herrenbekleidungsgeschäft (ca. 5 qm) im Zentrum der Stadt.

 

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John Hopekins, Masaka


John ist Mitglied von Servas. Er bietet mir eine Unterkunft in einem Gästehaus an, für deren Kosten (8 Euro pro Nacht) ich natürlich aufkomme. Wir unterhalten uns, bis Mohamed mit seinem Jeep vorfährt.  Nach seiner Pensionierung als Staatsangestellter hat er ein ca. 40 Hektar großes Grundstück erworben und es aufgeforstet. Zusammen mit seinem Sohn fahren wir zu dem ca. 20 Kilometer entfernten Waldgrundstück. Bei einem dreistündigen Waldspaziergang erklärt er mir, dass er mit geringer finanzieller Hilfe seit 1998 hauptsächlich Eukaliptus und Fichtenbäume gepflanzt hat. Bei der guten Bodenqualität und günstigen klimatischen Bedingungen hofft er in wenigen Jahren mit der Ernte beginnen zu können. Noch sucht er nach  Absatzmärkten für das Holz. Da ein Export über Mombasa in Kenia kostenaufwändig ist, überlegt er die Weiterverarbeitung selbst zu übernehmen. Dafür benötigt er Maschinen, um ein kleines Sägewerk einzurichten. Sollte jemand eine günstige Beschaffungsquelle in Deutschland kennen, gebe ich diese Informationen gerne weiter.

 

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Mohamed und Heinz nach dem Waldspaziergang


Auf meiner Fahrt entlang des Äquators habe ich am nächsten Tag Station in Mbarara gemacht. Die Stadt ist etwas grösser als Masaka und nicht ganz so trostlos. Schon am Vortag hatte ich in Masaka die Liveübertragung der Spiele der englischen Premier League auf der Grossbildleinwand verfolgen können. Bei einem kühlen Bier der Marke "Nile Special" hatte ich in Mbarara wieder das Vergnügen, wenn auch nur auf einem großen Fernseher. Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Moto Boda-Boda ca. 5 Kilometer zur Bushaltestelle vor der Stadt, von dort mit dem Bus bis nach Kabirizi, unmittelbar am Äquartor.

 

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Auf dem Weg nach Kasese

 

Zwar hatte man mir gesagt, der Bus führe bis nach Kasese, nun musst ich aber den Bus vorher verlassen und schauen, wie ich die letzten 20 Kilometer zurück lege. Nach längeren Verhandlungen war ein Taxifahrer bereit, mich für 3000 Uganda Shilling (ca. 1,25 Euro) in die Stadt zu fahren. Schon nach wenigen Metern hielt er an und sieben weitere Personen (!) stiegen zu. Es musste viel probiert werden, bis endlich vorne vier und hinten fünf Personen Platz gefunden hatten.

Kasese (ca. 20.000 Einwohner) erwartete mich mit einem Wolkenbruch. Es regnete aus allen Kübeln. Ich hatte mich im Büro der Organisation CETRUD verabredet, traf dort aber niemanden an. Deshalb beschloss ich, in einem kleinen Hotel zu übernachten. Nach einigen Telefonaten konnte ich einen neuen Termin für den späten Nachmittag ausmachen, wo ich Godfrey Kasozi traf, den Direktor der NGO (none goverment organisation) CETRUD. Mit ihm vereinabredete ich, für zwei Wochen als Praktikant in der Organisation zu arbeiten und bei ihm zu wohnen. Am Abend fuhren wir zu seinem Anwesen, das auf einem grossen, ummauerten Grundstück aus dem Hauptwohnhaus, einem Gästhaus und mehreren Nebengebäuden sowie einem parkähnlichen Garten bestand.

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Das Anwesen von Godfrey und Grace Kosozi

 

Am nächsten Tag fuhren wir nach dem  Frühstück ins Büro. Bald stellte sich heraus, dass es für mich einiges zu tun gab. Alle Computer waren mit Viren verseucht, die Homepage musste umgestaltet werden und der "Finanzchef" Jamada und Charity, die Büroangestellte, sollten eine Einweisung in das Tabellenkalkulationsprogramm Excel erhalten. Zusätzlich sollten noch zwei Videofilme auf eine DVD gebrannt werden und im Garten des Anwesens war auch einiges zu tun. Nun ja, für knapp zwei Wochen jede Menge Aufgaben. Da ich die ugandische Arbeitsmentalität bereits ein wenig kennen gelernt habe, war ich wenig erschrocken über den Arbeitsumfang. Hier wird alles nicht so ernst genommen. Weder die Einhaltung von Terminen noch die Erledigung von Aufgaben. Der Arbeitstag beginnt irgendwann, ist hauptsächlich mit Gesprächen oder Meetings ausgefüllt und endet zu einer beliebigen Zeit gegen Abend. So ganz kann ich mich dieser Arbeitsweise nicht anpassen, also stehe ich morgens  gegen 8 Uhr auf, frühstücke und gehe anschließend ins Büro, wo ich um 9 Uhr pünktlich erscheine. Dann beginnt das Exceltraining, anschließend kümmere ich mich um Sonderaufgaben. Gegen 13 Uhr gehe ich mit den beiden Büroangestelltinnen Charity und Maria zum Lunch in ein örtliches "Restaurant" und am Nachmittag setze ich meine Arbeiten fort.

 

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Lunch im Restaurant


Zu Fuß kehre ich gegen 18 Uhr zum Gästehaus zurück. Dort steht der "Ëvening Tea" schon bereit. Gewöhnungsbedürftig ist für mich das späte Dinner gegen 22 Uhr, zu dem Reis, Matoke, Avokado, Gemüse, Fleisch oder Fisch und Obst (Ananas, Mango, Bananen etc.) gereicht werden. Die Versorgung ist bestens, Abnehmen unmöglich.
Die Organisation betreibt eine Trainingsfarm, die ich zusammen mit Godfrey und anderen Mitarbeitern besuchen konnte. Hier werden den Bauern der Region neue Anbaumethoden, Arbeitsweisen und Nutzpflanzen vorgeführt. Zurzeit finden keine Kurse statt, weil jetzt die Ernte und Feldbestellung ansteht.  Trainingskurse finden vornehmlich in der Regenzeit statt. ( Bilder)

 

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Godfrey Kasozi auf der CETRUD-Farm


Uganda liegt im grünen Gürtel von Afrika. Es hat einen sehr fruchtbaren Boden und beste klimatische Verhältnisse, die zwei Ernten im Jahr ermöglichen. Mit besserer landwirtschaftlicher Ausrüstung und Ausbildung könnte dieses Land nach meiner laienhaften Einschätzung den halben Kontinent mit landwirtschaftlichen Produkten versorgen.

 

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